…und woran man sie erkennt
Bei fast 10 Millionen in Deutschland lebenden Hunden ist nachvollziehbar, warum immer mehr Menschen den Beruf des Hundetrainers*) ausüben möchten. Der Bedarf an Training, Hilfe bei der Hundeerziehung oder zur Anleitung bei Hundesportarten ist gegeben – und die Klientel zahlt.
Was viele nicht wissen: Es gibt keine einheitliche, staatliche Ausbildung zum Hundetrainer. Diese Bedingungen führen leider dazu, dass auch Selbsternannte den Beruf ausüben, die nicht über die notwendigen Kompetenzen verfügen. Die Leidtragenden sind am Ende vor allem die Hunde.
Hier ein Beispiel:
Ein Ehepaar nimmt eine ängstliche Hündin aus Italien zur Pflege bei sich auf. Die Hündin fasst schnell Vertrauen zum Frauchen, hat aber nach einer Woche noch Scheu beim Ehemann. Damit das Pflegeherrchen auch gut mit der Hündin allein spazieren gehen kann, wenn die Frau nicht zu Hause ist, überlegt das Paar eine Hundetrainerin einzuschalten. Die Trainerin wurde ihnen von einer Bekannten empfohlen: Sie habe in nur einer Trainingseinheit ihren Hund quasi verwandelt. Sie halte selbst Hunde und habe mehr als 20 Jahre Erfahrung. Man ist überzeugt, das Paar lässt die Trainerin zu sich kommen.
Beim ersten Termin im Haus fällt auf, dass die Hundetrainerin „stark und dominant“ auftritt. Die Hündin verhält sich zurückhaltend, was damit begründet wird, dass das Tier spüren würde, dass die Trainerin „Teil eines starken Rudels“ sei. Nach der Begutachtung der ängstlichen Hündin, zu der die Trainerin ihren eigenen 17jährigen Hund hinzugezogen hatte, geht es zum gemeinsamen Spaziergang in den Wald. Diese erste Trainingseinheit wird von dem Paar mit 50 € beglichen. Die Trainerin versichert, das Geld gehe zu 100% in den Tierschutz und schlägt einen weiteren Termin vor, damit der Ehemann sicherer im Umgang mit der Hündin werde. Da die Pflegestelle plant, die Hündin fest zu adoptieren, willigen sie ein.
Eine gute Woche nach dem ersten Treffen gibt es eine weitere Einheit mit dem Mann, der Trainerin und der Hündin im Haus. Die Ehefrau kommt etwas später hinzu und man beschließt in einem Auto in den Wald zu fahren und dort das Training fortzusetzen. Die Trainerin hat zwei eigene Hunde dabei, die sie auf der Rückbank gemeinsam mit dem Pflegefrauchen und deren Hündin fahren lässt. Bei Ankunft dürfen zuerst die beiden Hunde der Trainerin die Rückbank ins Freie verlassen. Das Pflegefrauchen möchte, dass ihre Hündin kurz innehält und erst dann angeleint aus dem Auto springt.
In diesem Moment greift die Trainerin ungefragt ein: Sie beugt sich mit ihrem gesamten Oberkörper ins Fahrzeuginnere, drängt die Hündin in die Ecke, ergreift ihr Geschirr oder die Leine und „maßregelt“ den Hund daran. Die ohnehin ängstliche Hündin gerät über dieses Verhalten in Panik, weicht nach hinten aus, bäumt sich auf, knurrt, bellt, schnappt und kotet ab. Das Pflegefrauchen, das diese Szene schildert, sieht nicht, wie es passiert, sondern nur das Ergebnis. Der in Panik aufgelöste Hund hat der Trainerin in die Stirn gebissen. Der Rettungsdienst wird verständigt. Da es sich um einen Hundebiss handelt, wird automatisch die Polizei hinzugezogen. Die Hündin der Pflegestelle wird aber durch die Beurteilung eines Hundeführers entlastet und als nicht gefährlich eingestuft.
Gerade sensible Hundepersönlichkeiten aus dem Tierschutz brauchen erfahrene und kompetente Trainer und Trainerinnen. Es gibt ein paar klare Punkte an denen ihr überprüfen könnt, ob ein Trainer oder eine Hundeschule geeignet ist, euch mit eurem Hund zu trainieren:
1. Ausbildung
Einen Hundetrainerlehrgang bieten zahlreiche Institute an und daher ist keine einheitliche Ausbildung für diesen Beruf in Deutschland gegeben. Jeder Hundetrainer braucht aber zur Ausübung seines Berufs die „Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Ausbildung von Hunden oder Anleitung der Tierhalter“ nach Tierschutzgesetz Paragraf 11 des örtlichen Veterinäramtes. Im Zweifel den Hundetrainer fragen, wo und welche Ausbildung er durchlaufen hat und ob die Genehmigung durch das Vet-Amt vorliegt. Positiv ist es auch, wenn der Hundetrainer sich mit Fortbildungen auf dem neuesten Stand hält.
2. Gewaltfreies Trainingskonzept
Zur Erinnerung: Im Tierschutzgesetz steht, dass keinem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leid und Schaden zugefügt werden dürfen – daran müssen sich alle halten.
Körperliche Strafen am Hund sind nicht vertretbar. Ein Trainer, der den Hund tritt, schlägt, anbrüllt oder zur „Verhaltenskorrektur“ am Halsband reißt, ist nicht kompetent. Auch wenn euch ein Trainer einreden möchte, dass ihr euren Hund auf diese Weise maßregeln solltet, ist das ein klares Ausschlusskriterium. Der Einsatz von „Hilfsmitteln“, die dem Hund Schmerzen oder Schaden zufügen, müssen abgelehnt werden (z.B. Stachelhalsbänder). Eine gute Hundeschule informiert vorab (z.B. auf ihrer Website) darüber, dass körperliche Bestrafung nicht in ihr Trainingskonzept passt.
3. Kompetenz
Auf dem Gebiet der Verhaltensforschung werden immer wieder neue Kenntnisse gemacht, die das Wissen darüber wie Hunde sich verhalten und wie sie lernen, erweitern oder sogar verändern! Hundetrainer, die behaupten, dass die lerntheoretischen Erkenntnisse „alles neumodischer Quatsch“ sind und man früher Hunde auf diese und jene „althergebrachte“ Weise erzogen hat, sind mit Vorsicht zu genießen. Ein kompetenter Hundetrainer kann und muss dem Halter nachvollziehbar erklären, warum und wie eine bestimmte Trainingsmethode angewandt wird. Ein sehr sinnvolles Trainingskonzept basiert auf der „positiven Bestärkung“ (die z.B. beim Clickertraining genutzt wird). Fragt den Hundetrainer einfach vorab, ob er mit diesem Konzept arbeitet.
4. Umgangston und Menschenkenntnis
Sehr wichtig ist auch, ob man sich selbst gut mit dem Trainer fühlt. Schließlich soll der Trainer euch dazu anleiten, wie ihr mit eurem Hund umgeht und ihn fördern könnt. Ein Hundetrainer muss also nicht nur Hunde, sondern auch Hundehalter*innen trainieren können. Ist der Umgangston mit den Trainingsteilnehmenden freundlich und angenehm? Denn wer Spaß beim Training hat, lernt bekanntlich besser – das gilt für Menschen, genauso wie für Hunde. Beobachtet euren Hund beim Training: Fürchtet er sich vor dem Trainer oder freut er sich, ihn zu sehen? Wie ist es mit euch – habt ihr den Eindruck, der Trainer hat Freude an seinem Beruf und interessiert sich aufrichtig für die Hunde? Steht ihr Wohlergehen an oberster Stelle für ihn?
5. Hundeerfahrung
Jeder Hundetrainer hat im Normalfall Schwerpunktbereiche: Manche haben sich auf den Hundesport (z.B. Agility) spezialisiert, andere sind Experten in der Problemberatung. Nicht automatisch jeder hat Erfahrung mit Hunden aus dem (Auslands-)Tierschutz oder mit Angsthunden. Es ist daher notwendig beim Erstgespräch (z.B. per Telefon) abzuklären, ob der Hundetrainer auch wirklich das erforderliche Erfahrungsspektrum für das Training mit eurem Hund besitzt. Aber egal welchen Schwerpunkt ein Hundetrainer bedient, eines müssen habe alle: Ein fundiertes Wissen über die Körpersprache von Hunden. Ein Trainer, der die Mimik und Körpersprache eines Hundes nicht versteht (siehe die Geschichte oben!) ist eindeutig im falschen Beruf.
6. Trainieren mit Plan
Ein guter Hundetrainer wird zunächst eine umfangreiche Anamnese von eurem Hund erstellen und im Gespräch mit euch Fragen abklären, bevor er erläutert, wie das Training aussehen soll. Dabei wird er wissen wollen, ob der Hund gesundheitliche Probleme hat, denn diese könnten ein Training beeinflussen. Der Trainingsplan, den er euch im Anschluss vorstellt, sollte realistisch gesteckte Ziele haben. Macht der Hundetrainer etwa Versprechen, die wie eine „Wunderheilung“ klingen, darf man skeptisch werden. Zum Beispiel auch, wenn er vermitteln möchte, dass nur die Kastration eures Hundes zur Änderung seines Verhaltens führen wird.
Gutes Hundetraining beinhaltet zudem eure Kooperation und eure Bereitschaft, mit dem Hund zu trainieren und eure Hausaufgaben zu machen. Ein Hundetrainer, der sich nur die Leine von eurem Hund schnappt und ihn „behandelt“ während ihr daneben steht, macht wenig Sinn.
Je nach Problematik oder je nachdem, welchen Kurs ihr in der Hundeschule besucht, erstellen die Trainer auch Protokolle der Trainingseinheiten. Das hilft euch, eure Fort- und auch Rückschritte zu erkennen.
💡Hundetraining ist ein bisschen wie ein Paartanzkurs💡
Man kann nicht erwarten, dass alle Teilnehmenden die Schritte zur gleichen Zeit drauf haben. Bei manchen geht es schnell, andere brauchen länger. Man muss Geduld haben und meistens läuft es unverkrampft und ohne verbissenen Ehrgeiz gleich viel besser. Hat man dann noch einen Trainer, der selber gerne tanzt, macht das Ganze zudem richtig Spaß.
*) Der Einfachheit halber wird im Text nur die eingeschlechtliche Bezeichnung benutzt. Gemeint sind aber alle…