Haustiere & ein neuer Hund

Was es zu beachten gibt

 

Sind eure mit im Haushalt lebenden Haustiere auf das Zusammensein mit einem Hund im Vorfeld vorbereitet oder daran gewöhnt worden?

Nicht immer ist ein neuer Hund aus dem Tierschutz das einzige Haustier in einem Haushalt. Viele Menschen haben bereits Katzen, weitere, schon vorhandene Hunde oder ganz andere Haustiere (z.B. Vögel oder Kaninchen), wenn der Vierbeiner ankommt. Damit das Kennenlernen unter den Haustieren reibungslos und möglichst stressfrei für alle Beteiligten abläuft, besprechen wir hier, an welche Punkte man dabei denken sollte.

 

1. Hund und Nager bzw. Kaninchen

Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen werden häufig in Käfigen im Haus gehalten. Die kleinen Säugetiere brauchen aber viel Bewegung und müssen regelmäßig Freilauf außerhalb des Käfigs haben. Daher sollte man sich dringend vor Anschaffung eines Hundes überlegen, wie man den niedlichen Nagern und Häschen ein artgerechtes Leben ermöglicht, ohne sie zu gefährden. Denn Hunde sind als Räuber so etwas wie die „natürlichen“ Fressfeinde dieser beliebten Haustiere. Terrier (z.B. Jack Russel) wurden für die Jagd auf Ratten und Mäuse gezüchtet. Jagdhunde (wie z.B. Segugio Italiano) aus dem Tierschutz, die in ihrem Vorleben von einem Jäger gehalten wurden, waren unter Umständen sogar schon auf einer Hasenjagd mit dabei. Es kann in einem ungünstigen Fall sogar so sein, dass euer Hund regelrecht frustriert ist, weil er an die „Beute“ vor seiner Nase nicht ran darf.

Hasenartige würden draußen beim Anblick eines Hundes die Flucht ergreifen – in einem Käfig oder eingezäunten Gehege ist das nicht möglich. Daher ist ein Hund, der vor dem Käfig/Außengehege hin und her läuft und daran schnuppert ein echter Stressfaktor für die pelzigen Freunde. Gleiches gilt für die meist kleineren Nagetierchen, wie Mäuse und Hamster. Sie haben leider kaum Verteidigungsstrategien in ihrem Verhaltensrepertoire und möchten sich am liebsten vor den Fressfeinden verkriechen.

 

Hinweise:

Wie oben bereits erwähnt, braucht ihr vor Ankunft des Hundes ein Konzept für die Haltung der verschiedenen Tierarten unter einem Dach. Gibt es z.B. die Möglichkeit die Tiere räumlich voneinander zu trennen?

Ihr solltet Hund und Nager/Hasen niemals unbeaufsichtigt zusammen lassen. Selbst dann nicht, wenn es den Anschein macht, dass der neuangekommene Hund sich für die Tiere im Käfig nicht interessiert. Sein Jagdinteresse kann sich nach der Eingewöhnungsphase erst entfalten oder der Reiz z.B. eines davonlaufenden Kaninchens so stark sein, dass er hinterher rennt und versucht es zu schnappen. Letzteres gilt im Übrigen für alle Hunde und nicht nur für die Jagdhundrassen bzw. -mischlinge.

 

 

2. Hund und Katze

Katzen sind das Haustier Nummer 1 in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Neuankömmlings-Hund auf eine Katze trifft, ist also recht hoch. Eine Katze, die bereits mit einem Hund zusammengelebt und gute Erfahrungen gemacht hat, wird sich das gemerkt haben. Dennoch muss man auch ihr zugestehen, dass sie erst den neuen Hund kennenlernen muss und Zeit braucht, sich an ihn zu gewöhnen. Sie muss unbedingt immer die Möglichkeit haben, sich zurückziehen zu können. Katzen beobachten das Geschehen gerne aus etwas Distanz heraus – es lohnt sich daher, die Mieze entscheiden zu lassen, wann sie Kontakt mit dem neuen Mitbewohner aufnehmen möchte.

Für Hunde sind Katzen in der Regel Beutetiere. Gerade wenn Katzen schnell davonlaufen, reizt es Hunde, ihnen nachzustellen. Umgekehrt sind die Miezen aber selbst Raubtiere und wehren sich mit messerscharfen Zähnen und Krallen, wenn sie angegriffen werden. Eine derartige Eskalation sollte vermieden werden.

 

Hinweise:

Bitte gestaltet die Zusammentreffen von Hund und Katze nur unter Aufsicht und mit reichlich Rückzugs- bzw. Fluchtmöglichkeiten für die Katze. Der Hund sollte an einem Geschirr und der Leine gesichert werden und für sein ruhiges, unaufgeregtes Verhalten gegenüber dem Stubentiger belohnt werden. Als Ort des Treffens sollte ein möglichst neutraler Bereich gewählt werden und der Hund sich im Optimalfall hinter einer Barriere wie z.B. einem Laufgitter befinden.

Wenn die Tiere sich nach einiger Zeit kennen und lieben gelernt haben, heißt das leider noch lange nicht, dass euer Hund genauso freundlich auf andere Katzen außerhalb des Haushaltes reagiert. Ein weiterer Grund, euren Tierschutzhund angeleint spazieren zu führen.

Falls es mit der Zusammenführung einer reinen Wohnungskatze und dem Hund gar nicht geklappt hat und man selbst mit Unterstützung eines Profis nicht weitergekommen ist, sollte man einen Plan B haben. Denn der Katze, die den neuen Mitbewohner fürchtet oder ihn in ihrem Revier nicht toleriert, permanent ihren „Feind“ vorzusetzen, wird letztlich keinem der beiden Tiere gerecht.

 

Fazit:

Einen ausgewachsenen Hund zu einer bereits vorhandenen Katze zu holen, bedeutet sich in gewisser Weise eine Wundertüte anzuschaffen, denn es ist nur schwer einschätzbar, wie er auf die Katze reagieren wird. Das sollte man sich im Vorhinein bewusst machen und einige Notfallpläne schmieden (räumliche/zeitliche Trennung der Tiere, Training, Profi hinzuziehen, im Extremfall ein neues Zuhause für eines der Haustiere finden bzw. suchen lassen).

 

 

3. Hund und bereits vorhandene(r) Hund(e)

Die erste Frage, die man sich stellen sollte, wenn man bereits einen Hund hat und einen weiteren dazu holen möchte, lautet: Tut man dem Ersthund einen Gefallen damit?
Manche Hunde sind mit Herrchen/Frauchen mehr als zufrieden und können auf weitere Mitbewohner verzichten. Kann man diese Frage nicht mit Sicherheit beantworten, lohnt es sich, erst einmal probeweise Hunde-Besuch ins Haus kommen zu lassen. Dabei kann man beobachten, ob der eigene den Gast-Hund ans Spielzeug, den Korb oder den Napf heran lässt. Werden alle Ressourcen anstandslos geteilt, ist das ein positives Vorzeichen.

Natürlich entscheiden Hunde auch individuell wie wir Menschen, wen sie mögen oder nicht. Aber ganz generell gesprochen ist es sinnvoll, Hunde mit ähnlichen Vorbedingungen zusammen zu bringen. Dazu zählen z.B. ein ähnlicher Bewegungsdrang, körperliche Fitness und das Alter. Einem Greis ein Welpen-Energiebündel vorzusetzen, belebt vielleicht den Opi kurzfristig. Aber wird man den Bedürfnissen von beiden auch gerecht? Denn man sollte im Kopf haben, dass das Zusammenleben nicht nur im Haus, sondern auch unterwegs an der Leine, im Café, bei der Arbeit und wo auch immer, klappen muss. Es bedarf auf jeden Fall einer Eingewöhnungszeit und Trainings – das der Halter*innen und der Hunde. Zwei (oder sogar mehr) Hunde sicher zu führen und den Alltag zu gestalten, ist aufwendiger als mit nur einem Vierbeiner.

 

Hinweise:

Hat man sich einen Zweithund ausgesucht und steht das erste Treffen mit dem bereits vorhandenen Hund an, ist es am besten dieses auf neutralem Terrain zu arrangieren. Die Hunde sollten die Chance bekommen, sich ohne (Zeit-)Druck zu beschnüffeln und Platz zum Ausweichen haben.

Betritt der neue Hund zum ersten Mal das Haus oder die Wohnung, kann man ihn zunächst an der Leine in alle Zimmer (die er betreten darf und möchte) führen.

Für den Ersthund ist es angenehmer, wenn sich nicht die ganze Freude und Aufmerksamkeit auf den Neuling konzentriert, sondern man ihm auch noch Beachtung schenkt. Dabei kann man ihn sehr schön für ruhiges, freundliches Verhalten loben.

Für den neuen Vierbeiner sollten die selben Hausregeln wie für den Ersthund gelten (wenn z.B. das Bett Tabuzone ist usw.). In der ersten Zeit und so lange bis man die Dynamik unter den Hunden einschätzen kann, sollten auch sie nicht zusammen alleine gelassen werden.

 

Übrigens:

Sollte die Beschreibung eines Hundes in seinem Onlineprofil auf der Website des Tierschutzvereins darauf hinweisen, dass er besser als Einzelhund gehalten wird, macht es Sinn, das genau so zu beherzigen.
Zeigt euer Hund Aggressionen gegen Artgenossen (z.B. beim Spaziergang), dann kann Unterstützung von einem/r Hundetrainer*in am besten helfen.

Allerdings ist eine Mehrheit der Hunde aus dem Auslandstierschutz sozial kompetent und kann mit Artgenossen meistens gut umgehen und kommunizieren. Für manche Hunde ist daher ein vorhandener Ersthund, der ihnen zeigt, dass das Leben in einem Haushalt doch ganz ok ist, ein echter Heimvorteil.