Dem Kindchenschema verfallen oder beherzt entschieden?
Wir können uns alle dem Zauber süßer Gesichter mit Kulleraugen und flauschigem Haar nicht entziehen. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob diese zu einem Menschen- oder einem Hundekind gehören. In der Hundevermittlung kennt man diesen biologisch-psychologischen Effekt nur zu gut. Sobald ein niedlicher Welpe auf der Website veröffentlicht wird, setzt bei manchen Interessenten im wahrsten Sinne des Wortes der Verstand aus und es prasseln sofort zahlreiche Anfragen ins Postfach.
Natürlich ist das auf der einen Seite für uns als Tierschutzverein, der Hunde möglichst schnell in ein richtig gutes Zuhause vermitteln möchte, auch positiv. Denn gerade Welpen und Junghunde brauchen (genau wie Menschenkinder) ein stabiles Umfeld, in dem sie sich zu gesunden Erwachsenen entwickeln können. Im Tierheim oder einer Auffangstelle mit vielen anderen adulten und/oder großen Hunden, kann das manchmal nicht gewährleistet sein. Welpen brauchen die Gesellschaft anderer Welpen. Sie lernen voneinander, erkunden die Welt zusammen und testen Grenzen aus. Welpen brauchen gleichaltrige Spielpartner und es gilt wieder: Genau wie Menschenkinder, die in die Kita oder den Kindergarten gehen. Daher erwarten wir von Interessenten für Welpen und Junghunde, dass sie dazu bereit sind, sich auf die besonderen Bedürfnisse eines sehr jungen Hundes einzustellen.
Welpen brauchen das Rundum-Betreuungspaket:
- Sie müssen häufiger raus, um ihr Geschäft zu verrichten.
- Sie müssen viel Schlafen und auch tagsüber die Möglichkeit für Rückzug und Ruhepausen haben. Vielleicht schlafen sie nachts nicht durch und winseln.
- Man muss für sie da sein, mit ihnen spielen und die ersten Grundsteine für die Erziehung legen, ohne sie dabei zu überfordern.
- Man muss geduldig sein und kleine Malheurs und Zerstörungen in der Wohnung akzeptieren. Die Kleinen lernen erst mit der Zeit, was geht und was nicht erlaubt ist.
Junge Welpen brauchen zudem physische Nähe, weil sie Schutz bei anderen suchen, wenn sie sich fürchten. Ihr Immunsystem und ihr Bewegungsapparat sind noch nicht vollständig ausgereift. Daher sollten sie auch körperlich nicht überfordert werden. Z.B. können oder sollten Treppen und andere räumliche Hindernisse zu Beginn nicht alleine von ihnen bewältigt werden.
Abgesehen von der körperlichen muss die geistige Entwicklung eines Hundes im Welpenalter unterstützt werden. Viele Hunde (und gemeint sind nicht nur die aus dem Tierschutz, sondern auch die von Züchtern) zeigen als Erwachsene Verhaltensauffälligkeiten, die auf mangelnde Sozialisation oder unzureichende Gewöhnung in der frühen Welpenzeit zurückzuführen sind. Man kann von einem jungen Tier nicht erwarten, dass es alle Gegenstände, Personen und Situationen gelassen hinnimmt, wenn es diese nie kennengelernt hat. Es liegt also in der Verantwortung der HundehalterInnen, den jungen Hunden alle möglichen Dinge behutsam zu zeigen und sie an ein Leben in Menschengesellschaft zu gewöhnen.
Wenn Sie immer noch fest entschlossen sind, einen Welpen zu adoptieren, machen Sie hier die Checkliste:
- Habe ich genügend Zeit, mich um einen Welpen zu kümmern? (2 Wochen Urlaub für den Anfang und dann wieder Vollzeit arbeiten ohne organisierte Welpenbetreuung ist unrealistisch)
- Bringe ich die Seelenruhe und die notwendigen Kenntnisse für die Welpenerziehung mit? Bin ich bereit, die notwendigen Kenntnisse zu erlangen (z.B. über Fachliteratur)?
- Sind mein Haushalt und alle darin wohnenden Mitglieder (Menschen – insbesondere Kinder – und Haustiere) auf einen Welpen vorbereitet?
- Bin ich fit genug und nehme mir die Zeit, einen (bald) pubertierenden Hund auszulasten und zu erziehen?
- Bin ich bereit, dem Welpen die notwendigen Kontakte mit Gleichaltrigen zu verschaffen und dazu ggf. eine Hundeschule (Stichworte „Welpenspielstunde“, „Grunderziehung für Junghunde“) zu besuchen?
- Möchte ich die Verantwortung für den Hund über den Zeitraum seines gesamten Lebens (bis zu 16 Jahre) übernehmen?
Wenn Sie jede Frage mit einem beherzten JA beantworten, ist eine Welpenadoption eine Möglichkeit.
Wenn Sie eine oder mehrere Fragen mit NEIN beantwortet haben, schauen Sie doch auch mal hier rein: Senioren zuhause gesucht